Solarenergie für Krankenhaus im Südsudan
Die Müttersterblichkeitsrate im Südsudan ist die höchste weltweit: 2 054 Todesfälle pro 100 000 Lebendgeburten verzeichnet der 2006 veröffentlichte Haushaltsbericht der sudanesischen Regierung. Das bedeutet, dass mindestens eine von zehn Müttern an den Folgen einer Schwangerschaft oder Geburt stirbt. Die Säuglings- und Kindersterblichkeitsrate liegt laut einem Zwischenbericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 2008 bei 102 bzw. 235 Todesfällen pro 1 000 Lebendgeburten. Eines von vier Kindern unter fünf Jahren ist unterernährt und nur 10 Prozent aller Kinder sind umfassend geimpft.
Gesundheitsdienstleistungen und Gesundheitsbildung für Frauen und Kinder
Bei dem neuen Projekt mit dem Namen „His House of Hope“ handelt es sich um ein christliches Krankenhaus mit Klinik und Gesundheitsbildungszentrum. Es befindet sich auf einem Gelände der Hilfsorganisation „Harvesters Reaching the Nation“ in der Nähe von Yei im Südsudan. Neben Gesundheitsdienstleistungen werden dort auch Kurse zur Gesundheitsbildung für südsudanesische Frauen und Kinder angeboten. Medizinischer Leiter des Krankenhauses ist ein US-amerikanischer Allgemeinarzt, der seit Juli 2011 in Yei lebt. Ein Team aus sudanesischen, ugandischen, kenianischen und westlichen Mitarbeitern wird nach und nach zusammengestellt. So zogen vor Kurzem zum Beispiel ein aus dem australischen Launceston stammender Arzt und dessen Familie (Graham and Linda Poole) auf das Gelände, um in dem Krankenhaus mitzuarbeiten. Mittlerweile ist der Bau des Krankenhauses abgeschlossen: „His House of Hope“ hat seine Pforten geöffnet und den Betrieb aufgenommen.
Ziel des Projekts ist es, den Gesundheitszustand und das Wohlbefinden von Frauen und Kindern zu verbessern, um so die Mütter- und Kindersterblichkeitsrate zu senken. Erreicht werden soll dies durch Schwangerschaftsvorsorge, Erhöhung der Anzahl medizinisch betreuter Geburten, Einrichtung einer sicheren Entbindungsstation sowie durch ambulante, stationäre und Reha-Maßnahmen für Kinder. Außerdem sollen für afrikanische Hebammen, Klinikmitarbeiter und weiteres Krankenhauspersonal Fortbildungen angeboten und Programme zur Gesundheitsbildung unterstützt werden.
Solarenergie: kostengünstig und sicher
Entscheidend für den reibungslosen Krankenhausbetrieb ist, dass „His House of Hope“ rund um die Uhr mit kostengünstiger und zuverlässiger Solarenergie versorgt wird. Hohe Dieselkosten hatten die Hilfsorganisation „Harvesters“ veranlasst, nach einer alternativen Methode zur Energieerzeugung zu suchen. In diesem Rahmen wurde ein tasmanisches Energieunternehmen (Mode Electrical) damit beauftragt, den Energiebedarf des Krankenhauses zu ermitteln. Besonderes Augenmerk lag dabei auf den geschätzten Grund- und Spitzenlasten, der Anzahl der Sonnenstunden sowie der Minimierung von Instandhaltungs- und Betriebskosten. Gleichzeitig spielte bei der Analyse auch die Einrichtung einer Fernüberwachung und -steuerung eine wichtige Rolle, um optimale Effizienz und Zuverlässigkeit der Solaranlage zu gewährleisten.
PV-Inselsystem mit Dieselgenerator zur Ergänzung der Energieversorgung
Mode Electrical empfahl schließlich ein PV-Inselsystem, das von einen Dieselgenerator unterstützt wird. Die Kosten für die Anlage belaufen sich auf 104.000 australische Dollar, wobei die Kosten für die Planung des Systems und für die zur Installation benötigten Arbeitskräfte gespendet wurden. Die PV-Module haben eine Garantiezeit von 25 Jahren, und die Laufzeit der Batterien wird – sofern Batterien der empfohlenen Qualität verwendet und diese korrekt gehandhabt werden – etwa 15 Jahre betragen. Die laufenden Betriebskosten werden minimal sein.
Amortisierung der Solaranlage in nur fünf Jahren
Die veranschlagten Kosten für den alternativ einzusetzenden Dieselgenerator belaufen sich auf 21.000 australische Dollar pro Jahr. Die Kosten für die Solaranlage werden sich dagegen innerhalb von nur fünf Jahren amortisieren und damit die Betriebskosten drastisch reduzieren. Spendengelder können dann vorrangig für die Einstellung von Mitarbeitern aus der Region und für medizinische Dienstleistungen eingesetzt werden.
Anfang Oktober erreichte die Anlage unbeschädigt ihren Bestimmungsort. Im November wird Mode Electrical mit der Installation der neuen PV-Anlage beginnen und sie anschließend in Betrieb nehmen, um das Krankenhaus mit der dringend benötigten sauberen, erneuerbaren Energie zu versorgen.
Ziele des Projekts
- Armutsbekämpfung – die Indikatoren für Mütter- und Kindersterblichkeit im Südsudan gehören zu den dramatischsten in der Welt. „His House of Hope“ trägt direkt zur Umsetzung des 4. und 5. Millenium-Entwicklungsziels bei: Reduzierung der Kindersterblichkeit und Verbesserung der Gesundheitsversorgung von Müttern.
- Kommunale Gesundheitsversorgung, Ausbildung, sanitäre Anlagen – „His House of Hope“ wird den Einwohnern von Yei medizinische Dienstleistungen zur Verfügung stellen und Angebote zur Gesundheitsbildung machen. Das Waisenhaus sowie die Grundschule der Hilfsorganisation „Harvesters“, die sich auf dem Gelände des Krankenhauses befinden, werden die Gemeinde von Yei weiterhin mit Bildungsangeboten versorgen.
- Umweltverträglichkeit – die Hauptenergiequelle für das Krankenhaus wird kostengünstige, erneuerbare Solarenergie sein, wodurch die kurz- und langfristigen Betriebskosten reduziert und negative Auswirkungen auf die Umwelt minimiert werden.
- Grundlegende Menschenrechte – Schwangerschaftsvorsorge und eine sichere Geburt sind grundlegende Menschenrechte, die für viele Frauen und Kinder im Südsudan nicht gewährleistet sind.
- Ländliche Entwicklung – trotz der hohen Einwohnerzahl gilt Yei als eine Gemeinde, die in Bezug auf ihre Versorgung als ländlich und abgelegen bezeichnet werden kann.
- Gleichstellung von Männern und Frauen – durch die Reduzierung der Müttersterblichkeit können Frauen einen viel größeren Beitrag zum Wiederaufbau des Südsudan leisten.
SMA Deutschland hat das Projekt durch Spenden von Wechselrichtern und Zubehör unterstützt. SMA Australia unterstützte bei der Logistik.
Wir haben auch eine Anlage von SMA in Kajo-Keji County im Südsudan. Diese Inselanlage wurde im Februar 2013 installiert und funktioniert bis dato einwandfrei. Wir kommen auch in der Regenzeit durch.
Diese und ähnliche Projekte haben mich u.a. vor einigen Jahren bewogen, meinen damals sicheren und ruhigen Arbeitsplatz ( Seufz!) bei der Handwerkskammer Kassel zu verlassen.
Ich hoffe, dass es weiter Projekte dieser Art geben wird und die Anlagen den nächsten Bürgerkrieg in der Region unbeschadet überstehen werden.