Solare Mini-Grids elektrifizieren 300 Dörfer im Senegal
Die Republik Senegal möchte ihrer Bevölkerung bis 2025 den dauerhaften Zugang zu Strom ermöglichen. Allerdings lebt die Hälfte der knapp 17 Millionen Einwohner auf dem Land, teils weit weg vom öffentlichen Stromnetz. Deshalb setzt die Regierung auf dezentrale und klimafreundliche Energie-Lösungen. Das staatliche Projekt ASER300 elektrifiziert 300 Dörfer im ganzen Land mit sogenannten Mini-Grids – inklusive PV-Modulen, Wechselrichtern, Batterien und Kühlsystemen.
Dürre, unfruchtbare und versalzene Böden, ausbleibende Regenzeiten, Waldsterben – die Republik Senegal spürt die Folgen des Klimawandels mit voller Wucht. Das hat nicht nur Folgen für Gesundheit und Ernährungssicherheit der Bevölkerung. Auch wandern vermehrt junge Menschen auf der Suche nach einer besseren Perspektive vom Land in Großstädte ab. Arbeitskräfte fehlen etwa in der Landwirtschaft, die durch den Klimawandel schon genug Probleme hat. Das demokratische Land an der Westküste Afrikas setzt daher auf den massiven Ausbau seiner Infrastruktur, um auch jungen Menschen wieder eine bessere Perspektive zu bieten. Ein Ziel: Bis 2025 allen Menschen im Senegal konstanten Zugang zum Stromnetz verschaffen. Dabei steht der Ausbau vor allem im ländlichen Raum im Fokus. So wie im Projekt ASER300, das 300 Dörfer mit Mini-Grids elektrifiziert. Der Clou: Die Technik zur Energieversorgung steckt in einem Standard-Überseecontainer. An Ort und Stelle installiert, braucht es nur noch die Sonne. Und die scheint im Senegal reichlich.
Solarstrom für mehr Bildung und Sicherheit
Jedes Dorf erhält ein eigenes Mini-Grid mit 15 bis 45 kWp Leistung inklusive Batteriespeicher. „Vor allem das Gesundheits- und Bildungswesen wird profitieren“, sagt Sawdiatou Mbaye, die für Asantys Systems vor Ort die Koordination und Kommunikation des Projekts mitgestaltet. Kritische Infrastruktur kann permanent betrieben werden, beleuchtete Straßen erhöhen die nächtliche Sicherheit, elektrische Wasserpumpen fördern sauberes Trinkwasser. Elektrische Haushaltsgeräte wie Kühlschränke und Ventilatoren können durchgehend genutzt und Smartphones jederzeit geladen werden.
Aber auch „die Produktivität wird erhöht und besonders die Kommunikations-, Informations- und Fortbildungsmöglichkeiten verbessern sich“, so ASER300-Projektdirektor Lutz Ekhoff von GAUFF Engineering. Die nachhaltige lokale Wertschöpfung ist ein weiterer wichtiger Baustein: Der Aufbau wird vor Ort von lokalen Baufirmen umgesetzt.
GAUFF Engineering und die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GiZ) schulen lokale Fachkräfte und Elektriker im Umgang mit Photovoltaik und Off-Grid-Systemen. Und sollte sich der Strombedarf im Ort erhöhen, lassen sich die Systeme jederzeit flexibel erweitern.
Deshalb hat man sich für das Projekt auch gezielt für ein AC-gekoppeltes System und gegen den ursprünglich geplanten Hybrid-Wechselrichter entschieden. „Auch wenn anfangs nur zwei oder drei Geräte zum Einsatz kommen, lässt sich das System jederzeit auf bis zu 36 Geräte erweitern“, sagt Tim Malzfeld von SMA Altenso.
Corona und die „letzte Meile“ bremsen den Zeitplan, sind aber kein Hindernis
Eigentlich sollten alle Dörfer im Jahr 2023 mit der nachhaltigen Stromversorgung ausgestattet sein. Doch als 2020 die Container-Systeme den Hamburger Hafen in Richtung Senegals Hauptstadt Dakar verließen, legten die Corona-Lockdowns die internationalen Lieferketten zeitweise lahm. Statt der ein bis dreiwöchigen Seereise mussten nun je nach Route und Stationen mindestens vier Wochen eingeplant werden.
Auch die berühmt-berüchtigte „letzte Meile“ bringt teils ungeahnte Herausforderungen mit sich. Lutz Ekhoff erlebte das live vor Ort: „Abseits der Nationalstraßen gibt es meist unbefestigte Pisten aus Sand und Laterit, was die Transport- und Baulogistik aufwändiger gestaltet.“ Dazu kommt die Regenzeit. Von April bis November sind Unwetter im Senegal keine Seltenheit. Die heftigen Niederschläge treffen auch das Verkehrsnetz, blockieren Straßen oder „spülen sie im schlimmsten Fall einfach weg. Die Trucks stecken dann für Tage, manchmal sogar Wochen fest“, sagt Sawdiatou Mbaye.
Magische Momente und neue Lebensabschnitte
Doch der Aufwand lohnt sich immer wieder, weiß Sawdiatou Mbaye, beginnt doch mit der Installation der Mini-Grids häufig ein neuer Lebensabschnitt für die Einwohner. So etwa im Frühjahr 2021 in Diacksao Saloum nahe Dakar, als eines der ersten Mini-Grid-Systeme für die 1.400 Dorfbewohner aufgebaut wurde: „Als die Straßenlaternen das erste Mal leuchteten, tanzten manche Bewohner im Licht und lagen sich glücklich in den Armen“, erinnert sie sich an diesen für sie „magischen Moment“ zurück. Im November 2022 waren weitere 44 Dörfer in den Regionen Kaffrine, Velingara und Kolda fertig übergeben. Die Elektrifizierung weiterer 132 Dörfer befindet sich auf der Zielgeraden. Insgesamt sollen dann bis 2024 rund 180.000 Menschen von Solarstrom profitieren – und sich so aus der Abhängigkeit von klimaschädlichen fossilen Energielieferanten wie Dieselgeneratoren lösen.
Guten Abend,
ein schöner Artikel, ich freue mich mit den Menschen.
Wie sieht denn das Service Konzept aus, auch die Besten Komponenten benötigen Wartung, Ersatzteile oder auch mal einen Austausch?
Viel Erfolg mit den Systemen
Andreas Höfer
Hallo Andreas,
für die spontane Ersatzteilversorgung gibt es vor Ort Lager, die von den beteiligten Firmen aufgebaut wurden.
Im Rahmen des Projektes werden zudem 1.000 Elektriker*innen vor Ort geschult, die dann selbständig die Wartung/Instandhaltung und Reparatur übernehmen werden.
Denn das war ein wichtiger Punkt des Projekts: Wertschöpfung und Expertise sollen im Land konzentriert und damit die Autarkie vor Ort gefördert werden.
Weitere Einblicke und Informationen findest du in unserem Magazin „Sonnenallee“.
Sonnige Grüße
Christiane