SMA öffnet sich für Drittanbieter

SMA hat vor kurzem auf SMA Developer die Entwicklungsdokumentationen zu seinen Wechselrichtern und dem SMA Energiemanagement veröffentlicht. Wir haben mit Martin Volkmar, Produktmanager für das SMA Smart Home, über die Hintergründe und Vorteile gesprochen sowie die Perspektiven für einen internationalen Standard. 

 

Martin Volkmar

Martin Volkmar

Martin, was war der Hintergrund für diesen Schritt?

Mit der Offenlegung unserer Schnittstellen möchten wir uns gegenüber Drittanbietern öffnen. Das bedeutet, dass Daten von unseren Wechselrichtern in anderen Systemen visualisiert und dort weiterverwendet werden können. Damit wollen wir mehr Unabhängigkeit für die Anwender erreichen:  Im Rahmen unseres SMA Smart Home können Gerätehersteller durch Integration des Interface Protokolls in ihren Geräten am Energiemanagement teilnehmen.

 

Was beinhaltet die Öffnung?

SMA Developer beinhaltet unterschiedlichste Protokolle zur Anbindung von SMA Produkten. Die beiden neu veröffentlichten sind die beiden ProtokolleModbus und SEMP (Simple Energy Management Protokoll). Mit dem Modbus-Protokoll, das inzwischen bei SMA in fast allen Wechselrichtern vorhanden ist, können Daten aus den Wechselrichtern ausgelesen werden. Neben einem SMA Modbus Protokoll bieten wir noch eine zweite Protokollanbindung auf Basis von Modbus an, das sogenannte SunSpec-Format. Es ist ein genormtes Format der SunSpec Alliance. Mit diesen Modbus Schnittstellen können  die Erzeugungswerte, der Fehlerstatus und verschiedene andere Wechselrichterparameter nach außen hin verfügbar gemacht und Energieflüsse visualisiert werden. Des Weiteren kann die Anbindung dazu genutzt werden um Wechselrichter zur Steuerung der Netzsystemdienstleistungen zu konfigurieren. Das SEMP-Protokoll bezieht sich auf den Sunny Home Manager. Anhand dieses Protokolls können Daten ausgetauscht werden, damit der Sunny Home Manager das Energiemanagement für ein Gerät ausführen kann.

 

Können jetzt alle Geräte, also auch SMA-fremde, in das Energiemanagement integriert werden? Und wenn ja, wie funktioniert das? 

Durch die Offenlegung der Schnittstelle zum Sunny Home Manager ermöglichen wir es Geräteherstellern, dass z.B. eine Waschmaschine, eine elektrische Heizung oder eine Wärmepumpe Informationen über ihren Energiebedarf an den Energiemanager senden kann. Der Sunny Home Manager kann dadurch dieses Gerät in seinen Energieplan und je nach Verfügbarkeit von Solarstrom eintakten und steuern. Über die erwähnte SEMP-Schnittstelle können Firmen diese Funktionen aufgreifen und in ihre intelligente Gerätesteuerung integrieren. Sie werden damit ein Teil des SMA Smart Home in Bezug auf Energiemanagement.

 

Welche Firmen machen das bisher?

Wir haben zum einen bereits eine Kooperation mit der Firma Stiebel Eltron. Hier ist es möglich, dass die Stiebel Eltron Wärmepumpen ihren Energiebedarf an den Sunny Home Manager melden. Zum anderen besteht eine Kooperation mit der Firma Mennekes, deren Ladestationen für Elektroautos den Energiebedarf, den die Autobatterie zum Laden braucht, an den SMA Energiemanager meldet. So können Elektroauto und Wärmepumpe mit günstigem und sauberem Solarstrom betrieben werden.

 

In Europa warten alle auf den gemeinsamen Kommunikationsstandard EEBUS. Kannst du sagen, wie hier der Stand ist?

Beim EEBUS geht es vorwärts: Es wird im Dezember ein sogenanntes 3. Plugfest stattfinden, bei dem noch einmal die jetzige Vorversion überprüft wird. Es wird getestet, ob alles funktioniert, ob die verschiedenen Geräte sich im Netzwerk gegenseitig finden, ob die entsprechenden Daten auch korrekt ausgetauscht werden und dann ist der Weg ab 2016 frei für die erste echte Releaseversion des EEBUS-Standards. Gibt es die sogenannte EEBUS 1.0 Version, kann sie von den entsprechenden Geräteherstellern aufgenommen werden und in die intelligente Steuerung integriert werden. Damit ist dann das Gleiche möglich wie mit der SEMP-Schnittstelle, nur dass es sich dann um einen allgemein verfügbaren Standard handelt, der über eine Zertifizierung und auch eine offizielle Kompatibilitätsangabe nach außen hin noch weiter promotet wird. Diesen offiziellen Standard werden viel mehr Gerätehersteller integrieren wollen, was entsprechend die Vernetzung im Haushalt bezüglich des Energiemanagements stark erweitern wird. Der Sunny Home Manager unterstützt natürlich auch den EEBUS-Standard ab der kommenden Firmware Release Version in 2016. Wenn EEBUS da ist, erwarten wir übrigens, dass Neuerungen nur noch auf der Basis des EEBUS gemacht werden und das SMA-proprietäre SEMP-Protokoll nicht mehr weiterentwickelt wird.

 

Apropos Standards: Wie sieht das international aus? Sind Staaten wie die USA da schon weiter und wenn ja, sind SMA Geräte kompatibel?

In Sachen Energiemanagement denke ich, dass der EEBUS eine Vorreiterrolle hat, wenn es um die effiziente Verwendung von Energie im Smart Home geht. Das EEBUS-Protokoll wird also das erste seiner Art sein. Das schließt natürlich nicht aus, dass es in den USA oder in Asien andere Protokolle gibt, die etwas ähnliches tun, aber nach unserem Wissen sind die dortigen Protokolle aktuell eher auf die Hausautomation, auf Komfortfunktionalitäten wie z.B. Fernsteuerung von Haushaltsgeräten oder auch auf Sicherheitsfunktionalitäten fokussiert. Hier geht es also eher darum, über das Smartphone zu überprüfen, ob zu Hause alles in Ordnung ist, beispielsweise ob eingebrochen wurde oder vielleicht irgendwo Wasser austritt. Es geht hier also weniger um intelligentes Energiemanagement, das automatisch dazu führt, dass Energie eingespart wird und sicherstellt, dass ein Maximum an Sonnenenergie zum Einsatz kommt.

 

Was sind deiner Ansicht nach die größten Herausforderungen für die Zukunft in Sachen Standardisierung?

Die größte Herausforderung ist, dass dieser Standard, der nun mit dem EEBUS Anfang 2016 zum ersten Mal der breiten Masse zur Verfügung stehen wird, sich auch entsprechend verbreitet. Dazu brauchen wir verschiedene Firmen, die sich entschließen dieses Protokoll mit in ihre Firmware aufzunehmen und dann die Geräte auch im Markt mit dem entsprechenden Marketing anzubieten. Hier ist eine Zusammenarbeit zwischen den Firmen, die sich an dieser Initiative beteiligen, notwendig. Außerdem ist eine Weiterentwicklung des EEBUS wichtig, weil man mit der ersten Version immer erstmal Erfahrungen sammelt und sich dann der Funktionsumfang mit weiteren Releases und Versionen deutlich erweitern und perfektionieren lassen wird. Ich bin jedenfalls sehr optimistisch, dass intelligentes Energiemanagement mit Solarstrom endlich die Verbreitung findet, die wir für die dezentrale Energiewende benötigen.

 

Vielen Dank, Martin, für das Interview.

 

Hier kommt ihr zu SMA Developer.

 

13 Kommentare
  1. Georg
    Georg sagte:

    Hallo, für meinen Tripower und den Sunny Island habe ich im SMA Schnittstellen Dokus für den Modbus gefunden. Anscheinend verfügt auch der Sunny Home Manager 2 über eine Modbus Schnittstelle (jedenfalls gibt es einen Port 502 für die Netzbetreiber) – zu dieser habe ich aber leider noch keine Beschreibung gefunden. Gibt es dazu Doku ? Danke ! Georg

    Antworten
  2. Patrik Schindler
    Patrik Schindler sagte:

    Hallo und danke für diese Öffnung. Im Jahre 2013 bin ich noch sehr unfreundlich von einem Mitarbeiter der Serviceline behandelt worden, als ich nach Protokollspecs fragte. Zwischenzeitlich habe ich mir über S0-Zähler eine eigene Steuerung für Geräte zusammengezimmert – mal sehen, ob mir Modbus Vorteile brächte. Jedenfalls: Danke für die Einsicht!

    Antworten
  3. Hans der Kanns
    Hans der Kanns sagte:

    Ich habe mir SEMP jetzt mal angeschaut und das SamrtApplianceEnabler Tool probiert. Ich verstehe nicht warum SMA nicht einfach die Geräte per ON/OFF/Auto und Verbrauch erfassen einbinden kann und alles so kompliziert machen muss. So muss man am Gerät eine eigene Zeitplanung machen. Warum? Es ist doch alles schön zentral im Portal steuerbar. Zeiten definieren und fertig. Gerät meldet: „Start, brauche 10kWh über 2h“ und der SHM sagt ihm wann er los legen soll. Ja gut, aber wenn ich will das das Gerät bis 18 Uhr fertig sein soll brauche ich eine zusätzliche UI am Gerät. Das macht doch keinen Sinn, da diese Funktionen doch schon im Portal vorhanden sind inkl Anlauferkennung usw.
    Warum ist es also nicht möglich SEMP verbraucher im Protal wie normale „Funksteckdosen“ zu konfigurieren?

    Antworten
    • Christian Höhle
      Christian Höhle sagte:

      Hallo Hans,

      SEMP (Simple Energy Management Protocol) ist als Energiemanagement Protokoll darauf ausgelegt, dass Geräte ihr Energiebedürfnis selbst an den Home Manager übermitteln können. Ihnen stehen oft zusätzliche Informationen zur Verfügung, sodass eine Umständliche Eingabe der Zeitfenster überflüssig wird. Daher gibt es keine Möglichkeit, für SEMP Verbraucher Zeitfenster im Portal einzustellen.

      Oft bieten Geräte, die über SEMP angebunden werden, auch eigene Bedienelemente an. Das kann das Display im Gerät, eine App, Knöpfe, Drehschalter oder etwas ganz anderes sein. Dann ist es am komfortabelsten, wenn die nötigen Einstellungen zur Einplanung auch dort vorgenommen werden können. Für Geräte die dies nicht bieten, kann ein SEMP Gateway die nötigen Einstellungen auf einer Web Oberfläche darstellen. Damit hast du alle Freiheitsgrade bei trotzdem komfortabler Bedienung.

      Wenn du die Steuerung über Zeitfenster im Portal bevorzugst, bleibt leider im Moment nur der Weg über die Funksteckdosen.

      Sonnige Grüße,
      Christian

      Antworten
  4. Jürgen
    Jürgen sagte:

    ist ja alles so weit ganz toll,
    schön wäre jedoch, wenn der Home Manager mehr als 2 aktive Zählereingänge zuliesse.
    Was nützen 3 Zählereingänge, wenn das SMA energy meter und ein Abgriff über D0 zugelassen wird, dafütr die Daten vom Solarwechselrichter und Batteriewechselrichter nicht mehr nachverfolgt und visualisiert werden können.
    Da sollten vielleicht erst einmal Hausaufgaben gelöst werden, bevor weitere Projekte in Angriff genommen werden.

    Antworten
  5. Constantin K.
    Constantin K. sagte:

    Guten Tag,

    ist es möglich über diese neuen offenen Schnittstellen ebenso Daten aus dem Sunny Home Manager zu bekommen? Wir würden gerne eine Großanzeige haben die uns die Werte wie im Sunny Portal unter aktueller Status und Prognose an der Hauswand anzeigt. Diese würden wir gerne direkt aus dem Home Manager beziehen. Ihre Informationen beschreiben leider nur das der Home Manager Geräte steuern kann.

    Viele Grüße
    Constantin

    Antworten
    • Julia Stunz
      Julia Stunz sagte:

      Hallo Constantin,
      leider ist das nicht möglich.
      Alternativ kannst du allerdings die Wechselrichter-Daten per Modbus abfragen und mit den SMA Energy Meter Daten (über Sensorprotokoll Multicast) verknüpfen, um die Energieflüsse extern darzustellen.

      Viele Grüße
      Julia

      Antworten
  6. Mark H.
    Mark H. sagte:

    Finde ich eine sehr gute Idee, dass SMA es erlauben will, Gerätedaten über offenen Schnittstellen auszulesen. Modbus/TCP ist eine gute Wahl! Damit sollte z. B. auch die Einbindung in FHEM problemlos möglich sein.
    Mir ist nur nicht ganz klar, welche SMA-Geräte aktuell schon unterstützt werden.
    Ich besitze den Sunny Tripower 8000TL-20, ist hier die Modbus/TCP Schnittstelle integriert?
    Ebenso spiele ich mit dem Gedanken, das Energy Meter zu installieren. Bis jetzt habe ich das wegen der fehlenden offenen Schnittstelle verschoben. Wie sieht es hier mit der Modbus-Schnittstelle aus?

    Das Thema EEBus verfolge ich schon eine Weile. Ich hoffe, dass es hier endlich mal weitergeht und auch die passende Hardware (z. B. in Waschmaschinen, Trocknern, Geschirrspülern usw.) angeboten wird.

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