Perspektivwechsel: d13 und die Energiewende

Perspektivwechsel documenta Energiewende
"Energie ≠ Kunst?" im Zeitraffer

Unvernünftig? Überflüssig? Unbedeutend? – Ganz und gar nicht! Innovativ? Demokratisch? Zukunftsfähig? – Und ob! Sowohl die dOCUMENTA (13) als auch die aktuelle öffentliche Diskussion um die Kosten der Energiewende verdeutlichen einmal mehr: Zeitgenössische Kunst und Erneuerbare Energien  haben mehr gemeinsam, als man auf den ersten Blick denken würde. Zum Beispiel werden beide gerne kritisiert, dabei ist die Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst und den Möglichkeiten der Erneuerbaren Energien voll allem eines: unverzichtbare Investition in die Zukunft unseres Planeten. Der Anspruch dahinter ist immer der Gleiche: Man muss bereit sein, die Perspektive zu verändern und ausgetretene Pfade verlassen – nur dann sieht man auch die Möglichkeiten, die das Neue bietet. 

Wahlrecht für Erdbeeren?

Vor Beginn der dOCUMENTA (13) häuften sich die provokanten Schlagzeilen. Carolyn Christov-Bakargiev, die künstlerische Leiterin der Ausstellung, fordere ein Wahlrecht für Bienen und Erdbeeren und vergleiche Frauen mit Hunden, war in der Presse zu lesen. Schließlich stellte Christov-Bakargiev in einem Fernseh-Interview klar: Selbstverständlich würden Erdbeeren keine Beine bekommen und zur Wahlurne laufen. Vielmehr möchte die dOCUMENTA (13) dazu anregen, die Perspektive zu wechseln und das Denken zu verändern, wegzugehen von der Mensch-zentrierten Sichtweise auf die Dinge. Die Menschen machten nur einen kleinen Teil der Lebewesen auf der Erde aus, und das politische System der Zukunft müsse auch die demokratischen Rechte von Tieren und Pflanzen berücksichtigen. Es geht also um das große Ganze – und nicht nur um den Einzelnen. Und somit auch darum, eine neue Perspektive einzunehmen.

 

Teure Wende?

Die Befürworter der Erneuerbaren Energien haben diesen Perspektivwechsel bereits vollzogen. Und der wird, wie Umfragen immer wieder zeigen, in vielen Ländern der Erde von breiten Teilen der Bevölkerung unterstützt. Dennoch verengt sich in der aktuellen Diskussion um die Energiewende in der deutschen Öffentlichkeit die Perspektive auf eine einseitige Betrachtung der vermeintlich hohen Kosten für die Erneuerbaren Energien. Die enormen Fortschritte, die bisher bei der Kostensenkung der Erneuerbaren gemacht wurden, stellen insbesondere Teile der Regierungskoalition ebenso wenig heraus, wie die hervorragenden langfristigen Perspektiven der Energiewende. Das kritisieren nicht nur Interessenverbände aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien, sondern auch Unternehmervertreter wie der Präsident des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft, Mario Ohoven.

Tatsache ist, dass die Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien immer günstiger wird. So kostet etwa die Erzeugung einer Kilowattstunde Photovoltaik-Strom heute rund 65 Prozent weniger als im Jahr 2000. Steinkohle hingegen kostet heute bereits doppelt so viel wie vor zwölf Jahren. Und die Preise für fossile Energieträger wie Kohle und Erdgas steigen weiter an. Darüber hinaus verursacht die Stromerzeugung aus fossilen Energieträgern durch den hohen CO2-Ausstoß Klimaschäden. Deren Kosten finden sich ebenso wenig in den Preisen für die konventionelle Stromerzeugung, wie die Kosten für die – noch ungeklärte – Entsorgung des strahlenden Mülls, der bei der Stromerzeugung in Atomkraftwerken und bei deren Rückbau anfällt. Wer dafür letztendlich aufkommt, ist bis heute vollkommen ungeklärt.

 

Lohnende Investition?

Niemand würde bestreiten, dass wir in die Umstellung auf eine saubere und zuverlässige Stromversorgung der Zukunft  erst einmal investieren müssen. Doch ist dies eine Zukunftsinvestition, die ohne Alternative ist. Und während die Kosten für die Förderung der Erneuerbaren Energien klar und transparent in Form der EEG-Umlage auf jeder Stromrechnung aufgelistet sind, tauchen die wahren Kosten für die fossile und nukleare Stromerzeugung und ihre verheerenden Folgen für Menschen, Tiere und Pflanzen nirgendwo auf.

 

Schlüsselelement für eine nachhaltige Zukunft

Und hier schließt sich wieder der Kreis zur dOCUMENTA (13) von Carolyn Christov-Bakargiev: Der Umstieg auf eine saubere und nachhaltige Stromerzeugung ohne versteckte Neben- und Folgekosten erfordert eine ganzheitliche Perspektive – und ist ein Schlüsselelement für eine nachhaltige Zukunft,  in der die Rechte aller Lebewesen beachtet werden.

Die dOCUMENTA (13) findet bei Kritikern und Publikum ein sehr positives Echo und wird noch viele Menschen dazu anregen, die Perspektive zu wechseln und ihr Denken zu verändern. So, wie die Energiewende unsere Perspektive auf die Zukunft der Stromversorgung verändert. Dezentral. Demokratisch. Erneuerbar. Daran führt kein Weg vorbei.

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