Bürgersolarpark für die ganzheitliche Energiewende
Interview mit Pascal Lang,
Vorstandsvorsitzender der EGIS eG
Strom, Wärme und Mobilität: Mit dem Bürgersolarpark wird Bundorf in Unterfranken zum Energiedorf. Der PV-Park ist mit 125 Megawatt Peak einer der größten Solarparks Deutschlands und über 30 Prozent davon werden als Bürgersolarpark realisiert. Das hauptsächlich stromgeführte Fernwärmenetz ist einmalig und über die angeschlossene Ladeinfrastruktur sollen die Bürger*innen ihre E-Autos günstig mit Sonnenstrom laden können. Im Interview spricht Pascal Lang, Vorstandsvorsitzender der EGIS eG, über das Projekt der Superlative, die Vorreiterrolle für eine ganzheitliche Energiewende und wo es seitens der Gesetzgebung noch hakt.
Die Gemeinde Bundorf befindet sich seit 2020 auf dem Weg zu einer Energiekommune. Wodurch wird der Bürgersolarpark Bundorf zum Vorzeigeprojekt für die Energiewende in Deutschland?
Der Solarpark Bundorf ist mit einer Fläche von 125 Hektar und einer Gesamtleistung von 125 Megawatt Peak einer der größten PV-Parks in Deutschland. Ursprünglich war der PV-Park kleiner geplant für eine Fläche von 100 Hektar mit einer Gesamtleistung von 100 Megawatt Peak. Doch die Gemeinde wollte eine saubere Sichtkante für den Park erhalten und hat somit dafür gesorgt, dass die Fläche größer geworden ist. Das sind übrigens alles Flächen, die für eine reine Bewirtschaftung als Ackerland nicht mehr wirklich wirtschaftlich ausreichend ertragreich waren. Dazu muss man wissen, dass die Region mit weniger als 500 Millimeter Niederschlag im Jahresmittel zu einer der niederschlagärmsten im Bundesgebiet gehört. Der Klimawandel schlägt hier schon voll durch.
Hervorzuheben ist auch der ganzheitliche Ansatz aus Stromerzeugung, Elektromobilität und Fernwärme. Im Bereich Fernwärme werden wir den PV-Strom über einen Direktanschluss des PV-Parks an das Heizhaus vor Ort nutzen und die mit Strom erzeugte Wärme in ein Fernwärmenetz einspeisen. Das ist bislang einzigartig in Deutschland, hier leisten wir echte Pionierarbeit.
Und dann möchten wir in Bundorf künftig auch Energy-Sharing betreiben, über das die Bürger*innen von flexiblen Stromtarifen profitieren können. Das geht jedoch nur, wenn wir flexible Stromtarife anbieten können. Zwar gibt es bereits europäische Richtlinien und Vorgaben. Doch diese müssen erst in nationales Recht umgewandelt werden. Dann sind auch für Deutschland Stromtarife aus einem PV-Park möglich und wir können dafür sorgen, dass der regional erzeugte Strom nicht erst über Umwege zu den Bürger*innen gelangt.
In vielen Regionen Deutschlands gibt es Bürgerproteste, wenn neue Großprojekte geplant und umgesetzt werden sollen. Wie ist es Ihnen gelungen ein solch großes Projekt zu starten und auch die Bürger*innen Bundorfs von dem Projekt zu überzeugen?
Auf drei Informationsveranstaltungen haben wir die Bürger*innen über unser Vorhaben informiert und ihnen unseren ganzheitlichen Ansatz vorgestellt. Einwände gab es wenig. Neben der solaren Stromversorgung fand unser Fernwärmeprojekt großen Anklang. Viele fragten gleich, wann sie ihre Öl- und Gasheizungen abschalten können. Daneben spielte auch die ökologische Aufwertung der Fläche eine wichtige Rolle. Für das Projekt mussten keine Bäume und Büsche weichen. Es werden im Gegensatz sogar hunderte Bäume und Büsche als Ausgleichsmaßnahmen gepflanzt. Zudem entsteht ein Wildkorridor, so dass das Wild den PV-Park durchqueren kann. Weiterhin werden unterschiedliche Pflegekonzepte in den Parkbereichen umgesetzt von Schafbeweidung bis hin zu dem Ansatz des Magerrasens.
Neben der Energie- und Wärmewende packt die EGIS eG mit ihren Projektpartnern in Bundorf auch die Mobilitätswende an. Was genau ist hier geplant?
Wir wollen in den einzelnen Gemeindeteilen Ladesäulen installieren und einen lokalen Ladetarif anbieten. Damit sollen die Ladekosten für die Bürger*innen nur so hoch sein, wie wenn sie von daheim laden. Das macht das Laden an Ladesäulen für viele Menschen attraktiver. Im Moment müssen Ladesäulennutzer*innen kräftig draufzahlen und die Mehrerlöse gehen an die Energieversorger. Mit einer Ladekarte behalten wir den Tarif in der eigenen Hand.
Wie lange hat es gedauert, um alle benötigten Genehmigungen für den PV-Park Bundorf zu erhalten?
Wir haben alle erforderlichen Genehmigungen innerhalb eines Jahres erhalten. Dieser kurze Zeitraum war möglich, weil wir ausschließlich mit Expert*innen zusammenarbeiten.
So haben wir beispielsweise direkt innerhalb des PV-Parks Bundorf Ausgleichsflächen geschaffen. Andernfalls wären 150 Hektar Ausgleichsflächen nötig gewesen. Auf der Fläche des PV-Parks ist die Feldlerche beheimatet. Indem wir von Anbeginn mit führenden Ornithologen zusammengearbeitet haben, konnten wir hier eine gute Lösung für das Projekt und die Vögel umsetzen.
So konnten wir vieles bereits vor der Ukraine-Krise auf den Weg bringen. Das hat uns einen Vorsprung gesichert, um beispielsweise das Umspannwerk in diesem Jahr anzuschließen. Seitdem sind die Zinsen gestiegen und gibt es Materiallieferengpässe. Das ist zum Glück für Bundorf alles glatt gelaufen.
Entsprechend der PV-Strategie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) sollen mehr solcher Projekte in den kommenden Jahren in Deutschland umgesetzt werden. Haben PV-Parks wie Bundorf Modellcharakter?
Große PV-Freiflächen-Anlagen arbeiten wie große Kraftwerke. Sie sind ein wichtiger Garant für die Stromversorgung im Land und gehören mittlerweile zu den günstigsten Formen der Energieversorgung. Mit einer gewissen Anlagengröße wird die Kilowattstunde günstiger.
Doch damit wir solche Anlagen schneller an den Start bekommen, benötigen wir vereinfachte Genehmigungsverfahren. Die für den Netzanschluss benötigten Anlagenzertifikate sind inzwischen sehr komplex. Ich würde mir auch wünschen, dass in das Energy-Sharing mehr Bewegung kommt. Nur dann kann der regional erzeugte Strom auch regional vermarktet werden.
Und wie vermarkten Sie aktuell PV-Projekte wie Bundorf?
Als Energiegenossenschaft bieten wir eine Beteiligung über den Erwerb von Genossenschaftsanteilen an. Eine direkte Beteiligungsmöglichkeit an einzelnen Projekten wie Bundorf gibt es nicht. Wer Mitglied einer Genossenschaft wird, beteiligt sich in der Regel langfristig. Mit den Einlagen der Genossenschaftsmitglieder können wir arbeiten und neue Projekte anstoßen. Die Mitglieder erhalten auf ihre Anteile jährlich eine Dividende ausgezahlt. Diese lag im letzten Jahr bei 6,0 Prozent. Im Sinne unserer Mitglieder streben wir immer ein konstantes und nachhaltiges Wachstum an.
Andere Projektentwickler arbeiten ebenfalls mit Kommunen zusammen und bieten vor Ort Beteiligungsmöglichkeiten an. Wie unterscheidet sich hier die Zusammenarbeit und die Mitgliedschaft mit einer Energiegenossenschaft?
In vielen Kommunen bieten heute Investor*innen und Projektentwickler*innen Nachrangdarlehen als Beteiligungsmöglichkeit an. Diese sind jedoch im Gegensatz zu einer Beteiligung über eine Energiegenossenschaft nur auf kurze Zeiträume angelegt. Unsere Projekte halten wir langfristig. So ist der Pachtvertrag für Bundorf auf drei Jahrzehnte ausgelegt. Da wir nicht nur Einzelmitglieder in der Genossenschaft haben, sondern sich auch Unternehmen und Kommunen beteiligen, profitieren diese von den Projekten. Viele Bürgermeister*innen verstehen inzwischen diesen Unterschied zwischen einer echten Bürgerbeteiligung und Beteiligungen mit Nachrangdarlehen. Denn Investor*innen sind nicht immer unbedingt darauf erpicht, Gewerbesteuer vor Ort zu zahlen. Das ist uns aber wichtig, wir sind in manchen Ortschaften sogar der Hauptgewerbesteuerzahler. Dadurch, dass wir unsere Projekte auf Jahrzehnte auslegen, sichern wir den ländlichen Kommunen Einnahmen über einen langen Zeitraum hinweg.
Somit profitieren die Kommunen von Projekten wie Bundorf. Und welche Vorteile bringt es den Menschen in der Region?
Lokale Handwerker und Handwerksbetriebe sind dank des Projekts im Moment voll ausgelastet. Wir legen großen Wert auf die lokale Wertschöpfung. Auch die Landwirtschaft und die Natur profitieren direkt. Die Flächen, auf denen der PV-Park Bundorf errichtet wird, müssen regelmäßig gemäht werden. Sie werden jedoch nicht so stark bewirtschaftet, es gibt keine Einträge durch Pestizide und Düngemittel. Dadurch können sich die Böden an einem zuletzt ertragsarmen Standort erholen. Auch der Grundwasserstand profitiert. Denn die PV-Freiflächen schützen vor allzu starkem Austrocknen, da sie natürlichen Schatten spenden. Hier kann sich die Pflanzen- und Tierwelt erholen. Das schafft Raum für Biodiversität und Artenvielfalt, von der auch die Bürger*innen in und um Bundorf profitieren.
Wohin bewegt sich die EGIS eG?
Wir haben aktuell viele Projekte in der Pipeline und arbeiten dabei immer mit den Gegebenheiten des Marktes. Teilweise wagen wir uns da in echtes Neuland vor, wie innovative Projekte mit großen Batteriespeichern. Das bringt große Herausforderungen mit sich. Gute Partnerschaften sind dabei entscheidend. Und insgesamt gilt: wäre es einfach, würde es ja jeder machen.
Vielen Dank, Pascal Lang, für das Interview.
Ein super durchdachtes und realisiertes Konzept für einen Bürgersolarpark – ökologisch und ökonomisch!
Ich gratuliere herzlich!
Hallo Dieter,
vielen Dank für das positive Feedback!
Sonnige Grüße
Christiane
bonjour cher partenaire
comment installer et configurer un energy meter avec le data manager M lite ?
Bonjour,
tu trouveras plus d’informations dans la zone de téléchargement de la page produit. Si vous avez des questions, n’hésitez pas à contacter SMA France.
Sunny regards
Christiane
Weiter so, mit positiven Berichten.
Hallo Torsten,
danke für das nette Feedback!
Sonnige Grüße
Christiane