1001 PV-Anlagen auf Unternehmensdächern in Österreich
Das klingt nach Märchen, ist aber seit März 2023 Realität: Die Initiative Tausendundein Dach hat ihr selbst gestecktes Ziel erreicht und 1001 PV-Anlagen auf Unternehmensdächern in Österreich installiert. In Wien ist sie jetzt auf dem Dach der Filmproduktionsfirma Interspot Film GmbH in Betrieb gegangen. Kein Grund, sich auszuruhen, finden Gründerin Cornelia Daniel und ihre Mitstreiter. Jetzt geht es erst richtig los.
„Das 1.000-Dächer-Programm in Deutschland war mein Vorbild“, sagt Cornelia Daniel. „Ich wollte den österreichischen PV-Markt ähnlich dynamisch machen, wie das in Deutschland in den 1990er Jahren gelungen ist.“ Gemeinsam mit dem Photovoltaikspezialisten 10hoch4 gründetet die Inhaberin der Solarberatung Dachgold im Jahr 2014 die Initiative Tausendundein Dach. Das selbst gesteckte Ziel lautete: 1001 PV-Anlagen auf Unternehmensdächern. Und warum Unternehmen? Weil sie nicht auf Einspeisetarife angewiesen sind und den Strom direkt für den Eigenbedarf nutzen können. Damit profitieren sie unmittelbar bei den Energiekosten – und von Beratung, Pooling, Umsetzung und Öffentlichkeitsarbeit aus einer Hand.
Mehr Energieunabhängigkeit für Unternehmen
Die Filmproduktionsfirma Interspot Film GmbH in Wien betreibt jetzt die 1001ste PV-Anlage mit einer Leistung von 140 kWp und den Wechselrichtern Sunny Tripower CORE1. Das Bild oben zeigt die frisch gebackenen PV-Anlagenbetreiber Nikolaus und Nils Klingohr, Inhaber der Interspot Film GmbH, gemeinsam mit Stefan Scheuermann, Cornelia Daniel, Martin Lackner und Claus Baumgartner von Tausendundein Dach (v.l.n.r.) auf dem Dach der Filmproduktion.
Insgesamt hat Tausendundein Dach innerhalb von acht Jahren beeindruckende 20 MWp PV-Leistung auf Dächer von österreichischen Bürogebäuden, kleineren und mittleren Unternehmen sowie Industrieunternehmen gebracht. Das entspricht einem CO2-Einsparungs-Äquivalent von 8 702 694 kg*. Aber die Vision des Teams ist weitaus größer: Auf jedes Unternehmensdach gehört eine Photovoltaikanlage.
Conny, herzlichen Glückwunsch zu 1001 PV-Anlagen auf Gewerbedächern in Österreich. Welches Projekt ist dir besonders im Gedächtnis geblieben?
Das ist echt schwierig zu beantworten. Es gab so viele tolle Projekte. Von unserem ersten Dach bei Rauchfangkehrer Pölzgutter, über Dach #200 beim Weingut Scheiblhofer, wo die Einspeisegenehmigung eine besondere Herausforderung war, bis hin zu Dach #400 in einem Altenpflegeheim, wo ich gemeinsam mit den Nonnen bei der Behörde einmarschiert bin, um die so dringende Genehmigung endlich zu bekommen. Ich könnte wirklich Bücher schreiben über all die Geschichten, die wir erlebt haben. Vielleicht schreibe ich mal die Geschichten von Tausendundeinem Dach 😉.
Wie hat sich der Bedarf der Unternehmen seit 2014 verändert? Spürt ihr eine Trendwende von der reinen PV-Erzeugungsanlage hin zum gesamtheitlichen Energiesystem inklusive Wärme und Elektro-Mobilität?
Definitiv, die letzten Jahre hat sich viel in unserer Gesellschaft geändert und es ist viel im Gange. Neben Elektromobilität spielen auch Energiegemeinschaften eine immer größere Rolle. Allgemein merken wir, dass immer mehr Unternehmen erkennen, wie wirtschaftlich eine PV-Anlage ist. Photovoltaik ist für Unternehmen längst kein Randthema mehr. Wir versuchen aber so weit wie möglich unser Kerngeschäft, die Photovoltaikanlage zu perfektionieren und holen uns für die anderen Sektoren gute Partner. Es ist schon schwer genug eines der komplexen Themenfelder zu beherrschen.
Welches sind die größten Hürden, wenn es darum geht PV aufs Gewerbedach zu bekommen?
Die größte Hürde, die wir ausgemacht haben, ist tatsächlich, dass vielen Unternehmen schlichtweg die Zeit fehlt sich um das Thema zu kümmern. Es hat sich mittlerweile herumgesprochen, dass der Strom vom eigenen Dach einfach die günstigste Form der Energieerzeugung ist, aber wirklich dann den ganzen Prozess umzusetzen ist nochmal eine andere Geschichte. Deshalb bietet Tausendundein Dach auch so einen Mehrwert: Unternehmen können ihre PV-Anlage bestellen und wir kümmern uns um alles Weitere. Wir sehen uns ganz klar als Unternehmensentlaster.
Welche gesetzlichen Regelungen haben sich positiv auf 1001 Dächer ausgewirkt?
Ein wichtiger Meilenstein war die AWS-Investitionsprämie (siehe Infobox unten), die aufgrund der COVID 19-Pandemie eingeführt wurde. Diese war aufgrund der Einfachheit der Anmeldung und einer klaren Deadline ein echter Turbo für uns. Danach natürlich die Einführung des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes EAG und damit Aufstellung der Förderung auf einen breiten Ausbaupfad von wenigen 100 MWp pro Jahr zu über 1.000 MWp. Die Nachfrage nach PV steigt, aber das liegt sicher auch an den gestiegenen Stromkosten.
Wie geht es jetzt mit 1001 Dächern weiter?
Natürlich lehnen wir uns nicht zurück, es geht jetzt erst richtig los. Das Ziel 1001 Dächer ist eingebettet in ein höheres Ziel. Mit meinem Unternehmen Dachgold bin ich im Jahr 2011 mit der Mission „auf jedes Unternehmensdach eine Photovoltaikanlage“ zu bauen gestartet. Tausendundein Dach war hier der erste Meilenstein, denn es gibt noch viel zu tun. Wir haben in Österreich rund 600.000 Unternehmen, aber leider keine Zahl, wie viele davon über ein Dach verfügen. Wir gehen von rund 60.000 bis 70.000 Dächern au, da ist aber statistisch bisher leider nicht erhoben. Ich suche seit Jahren nach genauen Zahlen dazu. Falls hier jemand Zahlen liefern kann, wäre ich sehr dankbar.
Wir werden uns auf jeden Fall weiterhin dafür einsetzen, so viele Unternehmen wie möglich bei der Umsetzung ihrer Anlage zu unterstützen und dafür weiter auf breitem Feld Aufklärung betreiben.
Vielen Dank für das Gespräch, Conny.
*434,7 g CO2 äquv./kWh | Quelle: Innovative Energietechnologien in Österreich Marktentwicklung 2020, P. Biermayer, D. Dißauer, M. Eberl et al. (2020)
Mehr Infos zum PV-Markt in Österreich findet ihr im Blogbeitrag „Sonnige Aussichten für die Alpenrepublik“.
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